50er Jahre
Zu den frühen Werken Quintes gehört das Bild „Schwarz spielt“ von 1956 des damals 33jährigen Künstlers, der bereits seine Malerlehre in Leipzig, seinen Kriegsdienst mit Gefangenschaft in Frankreich und seine Ausbildung in der Kunstschule Kloster Bernstein hinter sich hatte. Die als avantgardistisch zu bezeichnende Arbeit wurde auf Empfehlung von Kurt Martin (1899–1975), dem damaligen Direktor der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, in der Ausstellung „biennale 57 jeune peinture jeune sculpture“ im Pavillon Marsan des Louvre in Paris gezeigt. Sie war danach im Städelmuseum Frankfurt und schließlich in Kanada zu sehen, wobei letztere Station zwar im Katalog genannt wird, aber nicht belegt werden kann. Das mittelgroße Bild wirkt trotz des euphemistischen Titels düster, bedrohlich. Das schlanke Hochformat führt zu einer „Vertikalspannung“, die einen anthropologischen Ernst zu transportieren scheint. Die explodierenden schwarzen Spritzer lassen zudem an Kriegsereignisse denken, die dem Künstler 1956 noch in naher Erinnerung waren. Dazu passen auch die blutroten, zum Teil überdeckten Elemente im oberen Bereich. Blaue und gelbe Flecke werden fast verschluckt. Aber das weiße Licht – ist es die Hoffnung? – leuchtet strahlend aus der Mitte und den Lücken der Netzwerke heraus und verleiht dem Bild Tiefe, ohne dass perspektivische Mittel eingesetzt werden. Der schichtweise Farbauftrag bleibt bei Quinte nachvollziehbar und erzeugt eine surreale Perspektive, die den Betrachter eintauchen lässt in eine objektlose Welt, die ganz aus der Imagination geboren ist. Diese Qualität hatte Jean-Paul Sartre 1940, in seinen theoretischen Überlegungen zum Kunstwerk, als das Wesentliche bezeichnet. Die Wahrnehmung führt im Betrachter zur „Imagination“, wenn im Werk die Zeichen dafür gesetzt sind. Die Wirkung dürfte auf dem psychologischen und anthropologischen Phänomen der Schichtung mit wechselnder Transparenz und Intransparenz der Erinnerung und Vigilität beruhen. In der Kommunikation mit der Natur und den Mitmenschen existieren ebenfalls solche wechselnden „Lichtverhältnisse“ mit unterschiedlichen Stimmungen und Befindlichkeiten. Die absolute Klarheit dürfte zu den Seltenheiten des Erlebens gehören. Wahrscheinlich besitzen die Bilder dieser Epoche deswegen einen so hohen Wirkungsgrad. Nicht umsonst sprechen wir von der Tiefe eines Gefühls oder Gedankens.