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70er Jahre

Zwischen 1964 und 1975 schuf Lothar Quinte keine Gouachen mehr, sondern nur noch Serigraphien, die weltweit hervorragend verkauft werden konnten. 1975 trat eine künstlerische Krise ein, als Quinte kreisförmige Motive, die Werkgruppe "Corona" gemalt und gedruckt hatte und sogar weben ließ, wie der 11x11mm große Teppich im Badischen Staatstheater belegt. Diese perfekte Form hielt er für die Vollendung des Schöpferischen und sah damit auch ein Finale, aus dem er sich nicht mehr befreien konnte. Deshalb unternahm er ein halbjährige Weltreise, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Er begann wieder, und zunächst nicht überraschend, mit Gouachen, bevor das erste Gemälde gelang. Nun wurde Japanpapier an der Stelle der frühen Bäckerseide gesetzt, in der Malerei folgte öfter Rupfen statt Leinwand. Umso mehr ist der Neuanfang ein Anfang, doch blieb er durch die Strukturen bestimmt, die er zuvor mitgeprägt hatte. Seine Gouachen fanden zu einer noch intensiveren Verbindung von Klang und Raum. Vergleicht man die frühen "Vorhang"-Gouachen mit dem Neubeginn 1976 und den letzten Blättern, fällt auf, dass es die gleichen geblieben sind, nicht einmal die Pinsel sind andere geworden. Seine Malerei beachtet die Anfänge seiner Farbfeldmalerei, in dem die Motive in Stelen und Farbräumen wieder aufgegriffen wurden, doch entstand etwas grundsätzlich Neues, in dem die Objektivität der Bildwelt nicht spurlos an Lothar Quinte vorübergegangen war. Indem Lothar Quinte seinen Gemälden starke farbige Klänge unterlegte, um sie mit monochromen Farbräumen zu vereinheitlichen, schuf er sich zwischen 1977 und 1987 eine programmatische Form klangvoller Bilder des Farbraums, deren Ruhe ein ungeheure Ausstrahlung entwickelt und bis heute den Grundtenor seiner Arbeit ausmacht. Dies bedeutet nicht das Ende anderer Bildfindungen, in dem er in fast fingierter Spontaneität frei driftende Farbe in Parallelverläufen von oben über die Bilder träufelte und seit 1979 Drippingbilder entwickelte, die Erinnerungen an das Gestische der Frühzeit ermöglichen, ohne je diese Form der Malerei aufzunehmen. Insgesamt blieb die schwingend-klangvolle Ruhe der freien Malerei vorherrschendes Thema, so sehr die Farbklänge sich auch seit 1981 vereinzelten und durch das Dripping in Netzbildern zusammengehalten wurden.

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Bildteppich im Badischen Staatstheater - 1974
Lothar Quinte vor einem Faltbild 1974
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